Pflegehilfsmittel im Alltag: Was wirklich hilft und wie man sie bekommt

Hilfreiche Begleiter im Pflegealltag – und wie du sie unkompliziert beantragen kannst

Pflegebedürftigkeit verändert den Alltag – für die Betroffenen selbst ebenso wie für die Angehörigen. Wenn einfache Tätigkeiten zur Herausforderung werden, können Pflegehilfsmittel den entscheidenden Unterschied machen: Sie bieten Sicherheit, erleichtern Abläufe und entlasten pflegende Personen. Doch welche Hilfsmittel gibt es überhaupt? Was ist wirklich sinnvoll – und wie kommt man an die richtigen Produkte?

In diesem Artikel findest du einen Überblick über wichtige Pflegehilfsmittel, ihre Einsatzbereiche und bekommst Tipps, wie du sie beantragen kannst. Außerdem erfährst du, wie du Produkte vergleichen kannst – ganz ohne langes Recherchieren.

1. Was sind Pflegehilfsmittel?

Pflegehilfsmittel sind praktische Hilfen, die den Alltag von pflegebedürftigen Menschen und ihren Angehörigen erleichtern sollen. Sie sind oft unsichtbare Helden im Hintergrund – aber genau diese kleinen und großen Hilfsmittel können den Unterschied machen zwischen einem stressigen, kräftezehrenden Pflegealltag und einer gut handhabbaren Pflegesituation.

Sie helfen dabei:

  • die Selbstständigkeit der pflegebedürftigen Person so lange wie möglich zu erhalten,

  • die Sicherheit im Alltag zu erhöhen (z. B. Sturzvermeidung),

  • und pflegende Angehörige körperlich wie emotional zu entlasten.

Zwei Arten von Pflegehilfsmitteln

Pflegehilfsmittel lassen sich in zwei Hauptkategorien unterteilen:

Technische Pflegehilfsmittel

Diese Geräte oder Gegenstände werden dauerhaft eingesetzt und dienen z. B. der Lagerung, Mobilität oder Körperpflege. Beispiele sind:

  • Pflegebetten mit elektrisch verstellbarem Kopf- und Fußteil

  • Rollatoren und Gehhilfen

  • Toilettenstühle oder Duschhocker

  • Lagerungskissen oder Antidekubitusmatratzen

  • Hausnotrufsysteme

Viele dieser Hilfsmittel können vom Sanitätshaus bereitgestellt werden und sind teilweise leihweise über die Pflegekasse erhältlich – insbesondere dann, wenn sie nicht dauerhaft gebraucht werden.

Verbrauchsbezogene Pflegehilfsmittel

Diese Hilfsmittel sind für den täglichen Pflegebedarf gedacht und werden regelmäßig ersetzt. Dazu gehören:

  • Einmalhandschuhe

  • Desinfektionsmittel für Flächen oder Hände

  • Bettschutzeinlagen (z. B. saugende Unterlagen)

  • Schutzschürzen

  • Fingerlinge oder Einmallätzchen

Für Pflegebedürftige mit anerkanntem Pflegegrad übernimmt die Pflegekasse monatlich bis zu 40 € für diese Verbrauchsprodukte – ganz ohne ärztliches Rezept.

Warum sind Pflegehilfsmittel so wichtig?

Viele Angehörige übernehmen die Pflege aus dem Bauch heraus – ohne große Vorbereitung. Dabei werden alltägliche Tätigkeiten wie Waschen, Ankleiden oder Umlagern schnell zu einer körperlichen und emotionalen Belastung. Pflegehilfsmittel helfen, diese Aufgaben:

  • effizienter,

  • schonender,

  • und vor allem sicherer zu bewältigen.

Beispiel: Ein Pflegebett mit höhenverstellbarem Rahmen kann Rückenschmerzen bei der Pflege massiv reduzieren – und gleichzeitig der gepflegten Person mehr Komfort und Selbstbestimmung ermöglichen.

Ebenso kann ein einfacher Duschhocker im Badezimmer das Risiko eines Sturzes drastisch senken und dazu führen, dass die Körperpflege länger eigenständig durchgeführt werden kann.

Gut zu wissen: Hilfsmittel sind keine „Zusatzoption“, sondern ein Rechtsanspruch

Wenn ein Pflegegrad vorliegt und ein konkreter Bedarf besteht, hast du in vielen Fällen Anspruch auf Hilfsmittel durch die Pflegeversicherung. Die Beantragung ist oft unkomplizierter, als viele denken – wichtig ist nur, dass der Nutzen für die Pflege klar begründet werden kann

2. Wichtige Pflegehilfsmittel im Überblick

Pflegehilfsmittel sind so individuell wie die Menschen, die sie benötigen. Welche Hilfsmittel im Alltag wirklich unterstützen, hängt von der Pflegesituation, dem Krankheitsbild und der Wohnumgebung ab. In diesem Abschnitt stellen wir dir die wichtigsten Pflegehilfsmittel vor – mit einem besonderen Fokus auf praktische Anwendungsbeispiele und Alltagserfahrungen.

Pflegebett – Mehr Sicherheit und Rückenschonung im Alltag

Ein Pflegebett ist oft das erste große Hilfsmittel, das bei zunehmender Pflegebedürftigkeit sinnvoll wird. Es lässt sich elektrisch in der Höhe verstellen und kann das Kopf- und Fußteil individuell anpassen.

Vorteile in der Praxis:

  • Pflege auf Rückenhöhe: Angehörige können rückenschonend arbeiten, z. B. bei der Körperpflege, beim Umkleiden oder bei Inkontinenzversorgung.

  • Erleichtertes Aufstehen: Die höhenverstellbare Liegefläche unterstützt das selbstständige Aus-dem-Bett-Kommen – auch bei schwacher Beinmuskulatur.

  • Sicherheit durch Seitengitter: Bei Unruhe, Orientierungslosigkeit oder Sturzgefahr geben Seitenteile Schutz.

Praxisbeispiel: Frau L., 83, mit beginnender Demenz, konnte nach Einbau eines Pflegebetts wieder eigenständig aufstehen – zuvor war sie auf Unterstützung angewiesen, was für die Tochter körperlich belastend war.

Antrag & Kosten:

  • Benötigt ärztliche Verordnung + Antrag bei der Pflegekasse

  • Meist kostenfrei als Leihgabe, ggf. geringe Zuzahlung (~10 €)

Rollator – Beweglichkeit fördern, Stürze vermeiden

Ein Rollator ist mehr als nur eine Gehhilfe: Er bietet Mobilität, Sicherheit und gibt vielen Pflegebedürftigen ein Stück Freiheit zurück – zum Beispiel beim Gang zur Küche, auf den Balkon oder beim Spaziergang draußen.

Vorteile in der Praxis:

  • Mehr Selbstständigkeit: Der Gang zur Toilette oder zum Esstisch ist allein möglich – auch mit Unsicherheiten.

  • Sitzfläche für Pausen: Ideal für Menschen, die beim Gehen schnell ermüden.

  • Stauraum für den Alltag: Einkäufe, Medikamente, Bücher – alles griffbereit im Korb oder Netz.

Praxisbeispiel: Herr K., 77, mit Parkinson, nutzt seinen Rollator sogar in der Wohnung – ohne ihn könnte er nicht selbstständig die Toilette erreichen. Die Sitzfläche ist für ihn besonders wertvoll, wenn er plötzlich erschöpft ist.

Antrag & Kosten:

  • Benötigt ärztliche Verordnung (z. B. vom Hausarzt oder Orthopäden)

  • Wird in der Regel vollständig von der Krankenkasse übernommen

Duschhocker & Badewannensitze – Sicher und würdevoll im Bad

Das Badezimmer ist ein häufiger Ort für Unfälle. Für viele Pflegebedürftige ist das Stehen unter der Dusche oder das Ein- und Aussteigen aus der Wanne riskant oder gar unmöglich. Hier helfen einfache Hilfsmittel dabei, Selbstständigkeit zu erhalten und die Pflege zu erleichtern.

Hilfsmittel im Überblick:

  • Duschhocker: Höhenverstellbar, rutschfest, platzsparend

  • Duschstühle mit Lehne & Armstützen: Für mehr Stabilität bei längerer Körperpflege

  • Badewannensitze: Einfach auf den Wannenrand gelegt – keine Montage nötig

  • Haltegriffe: Für besseren Halt beim Aufstehen und Hinsetzen (auch ohne Bohren erhältlich)

Praxisbeispiel: Frau E., 85, mit eingeschränktem Gleichgewicht, konnte nach einem Sturz wieder angstfrei duschen – dank eines Duschstuhls mit Lehne und einem rutschfesten Bodenbelag.

Antrag & Kosten:

  • Verordnung durch Arzt möglich

  • Teilweise als Pflegehilfsmittel durch Pflegekasse erstattungsfähig

Inkontinenzmaterial – Diskret, zuverlässig und entlastend

Inkontinenz ist für viele ein sensibles Thema – aber eines, das den Pflegealltag massiv beeinflusst. Die richtige Versorgung hilft, Hautprobleme zu vermeiden, unangenehme Situationen zu verhindern und den Aufwand für pflegende Angehörige zu reduzieren.

Typische Produkte:

  • Vorlagen & Pants – für leichte bis schwere Inkontinenz

  • Fixierhosen – halten Vorlagen sicher an Ort und Stelle

  • Bettschutzeinlagen (saugend oder waschbar) – schützen Matratzen

  • Reinigungstücher & Hautschutzcremes – verhindern Hautirritationen

Praxisbeispiel: Tochter C. berichtet, dass hochwertige Pants für ihre Mutter viel angenehmer seien als einfache Vorlagen – sie könne dadurch wieder sicher an Aktivitäten teilnehmen, ohne Angst vor Geruchsbildung.

Antrag & Kosten:

  • Übernahme erfolgt in der Regel über die Krankenkasse mit ärztlicher Verordnung

  • Zuzahlungen können je nach Anbieter und Produktvariante anfallen

Pflegehilfsmittel zum Verbrauch – Monatliches Hilfspaket für zu Hause

Wer einen Pflegegrad besitzt und zu Hause gepflegt wird, hat Anspruch auf ein monatliches Pflegehilfsmittelpaket im Wert von bis zu 40 €. Dieses wird bequem nach Hause geliefert und enthält Verbrauchsartikel wie:

  • Einmalhandschuhe

  • Desinfektionsmittel

  • Bettschutzeinlagen

  • Mundschutz oder Schutzkleidung

Praxisbeispiel: Viele Angehörige berichten, dass sie durch das Hilfsmittelpaket jeden Monat rund 20–30 € sparen – und keine Sorge mehr haben, ob genug Desinfektionsmittel oder Handschuhe im Haus sind.

Antrag & Bezug:

  • Kein ärztliches Rezept nötig – Pflegegrad genügt

  • Antrag bei der Pflegekasse oder direkt über Anbieter möglich (viele übernehmen die Abwicklung komplett)

Schritt-für-Schritt: Pflegehilfsmittel beantragen

Schritt 1: Pflegegrad prüfen

Um Leistungen aus der Pflegeversicherung zu erhalten, muss mindestens Pflegegrad 1 vorliegen. Wenn noch kein Pflegegrad beantragt wurde, solltest du dies als erstes tun (siehe dazu unseren Artikel „Pflegegrade verstehen und richtig beantragen“).

Schritt 2: Bedarf klären

Beantworte dir (am besten gemeinsam mit Arzt oder Pflegeberater) folgende Fragen:

  • Welche Einschränkungen liegen konkret vor?

  • Welche Tätigkeiten im Alltag bereiten Schwierigkeiten?

  • Welche Hilfsmittel könnten hier konkret helfen?

Tipp: Ein Pflegetagebuch hilft dir, genau zu dokumentieren, wo regelmäßig Unterstützung nötig ist – und welche Hilfen sinnvoll wären.

Schritt 3: Ärztliche Verordnung einholen (für technische Hilfsmittel)

Für technische Pflegehilfsmittel wie Pflegebett, Rollator oder Toilettenstuhl brauchst du in der Regel ein Rezept vom Hausarzt oder Facharzt. Darauf sollte möglichst genau stehen, welches Hilfsmittel und warum es notwendig ist.

Beispiel:
„Pflegebett mit elektrischer Höhenverstellung wegen eingeschränkter Mobilität und Dekubitusrisiko“

Wichtig: Nicht alle Hilfsmittel sind rezeptpflichtig! Für verbrauchsbezogene Pflegehilfsmittel (z. B. Handschuhe, Desinfektion) ist kein Rezept erforderlich – hier reicht der Pflegegrad.

Schritt 4: Antrag bei der Pflegekasse oder Krankenkasse stellen

Je nachdem, um welches Hilfsmittel es geht, muss der Antrag entweder an die:

  • Pflegekasse (bei Verbrauchsprodukten & wohnumfeldverbessernden Maßnahmen), oder an die

  • Krankenkasse (bei medizinisch-technischen Hilfsmitteln mit Rezept) geschickt werden.

Dies geschieht entweder:

  • direkt durch dich (z. B. per Formular oder formloses Schreiben),

  • oder durch ein Sanitätshaus / Anbieter, der die Abwicklung übernimmt.

Beispiel für ein formloses Schreiben an die Pflegekasse:
„Hiermit beantrage ich die Kostenübernahme für ein Pflegebett / Rollator / Pflegehilfsmittelpaket für Frau/Herrn [Name], geb. am [Geburtsdatum], Versichertennummer: [Nummer]. Pflegegrad [X] liegt vor. Eine ärztliche Verordnung ist beigefügt.“

Schritt 5: Prüfung und Genehmigung

Die Pflege- oder Krankenkasse prüft den Antrag. Je nach Situation kann es sein, dass:

  • ein Gutachter zur Einschätzung hinzugezogen wird (meist bei aufwendigen Hilfsmitteln),

  • eine Standardversorgung vorgeschlagen wird (du hast aber ein Widerspruchsrecht),

  • oder das Hilfsmittel direkt genehmigt wird.

Die Bearbeitung dauert im Schnitt 1–3 Wochen – in dringenden Fällen kann eine schnellere Bearbeitung beantragt werden.

Schritt 6: Lieferung und Einweisung

Nach der Genehmigung erfolgt die Bereitstellung über:

  • ein Sanitätshaus (z. B. bei Pflegebett, Rollator),

  • einen Hilfsmittelanbieter, der das monatliche Pflegepaket liefert,

  • oder direkt über Vertragspartner der Kasse (in der Regel vorab festgelegt).

Viele Anbieter bieten eine kostenlose Lieferung und Einweisung vor Ort an. Besonders bei größeren Geräten wie Pflegebetten oder Liftern ist das sehr hilfreich.

Wiederholungsbedarf & Reparaturen

Pflegehilfsmittel unterliegen oft einem Nutzungszeitraum. Bei Verbrauchsartikeln (z. B. Einmalhandschuhe) kannst du monatlich nachliefern lassen, meist automatisch.

Technische Hilfsmittel können:

  • gereinigt oder ausgetauscht werden (z. B. bei Defekt),

  • angepasst werden (z. B. ein höherer Rollator),

  • oder erneut beantragt werden, wenn sich der Pflegebedarf verändert hat.

Gut zu wissen:

  • Pflegehilfsmittel haben eine eigene Hilfsmittelnummer und sind im sogenannten Hilfsmittelverzeichnis gelistet (GKV-Hilfsmittelverzeichnis).

  • Du kannst ein Hilfsmittel auch selbst kaufen, bekommst aber nur dann eine Kostenerstattung, wenn es vorher genehmigt wurde.

  • Manche Produkte werden leihweise gestellt (z. B. Pflegebetten), andere gehen in deinen Besitz über (z. B. Rollatoren).

4. Worauf sollte ich beim Kauf achten?

4. Passform, Alltagstauglichkeit und Wohnumfeld – das richtige Hilfsmittel finden

Nicht jedes Pflegehilfsmittel passt automatisch zu jeder Pflegesituation. Es gibt große Unterschiede – je nach Gesundheitszustand, Wohnsituation, Körperbau und sogar den Vorlieben der pflegebedürftigen Person. Deshalb ist es wichtig, nicht einfach das erstbeste Modell zu wählen, sondern gezielt darauf zu achten, ob das Hilfsmittel auch wirklich im Alltag funktioniert.

Hier sind die wichtigsten Kriterien, die du bei der Auswahl berücksichtigen solltest – mit typischen Alltagssituationen als Entscheidungshilfe.

1. Größe, Gewicht und Körperbau der pflegebedürftigen Person

Hilfsmittel müssen zur körperlichen Konstitution passen. Ein zu kleiner Rollator oder ein zu schmaler Duschstuhl kann ebenso problematisch sein wie ein schwer zu bedienendes Pflegebett.

Beispiel:

Frau H., 86, ist klein und zierlich. Sie kommt mit einem Standardrollator nicht zurecht – der ist zu breit, zu hoch, zu schwer. Erst ein schmaleres Leichtmodell mit geringer Griffhöhe ermöglicht ihr, sich wieder sicher in der Wohnung zu bewegen.

Achte auf:

  • verstellbare Höhe bei Rollatoren, Toilettenstühlen, Duschhockern

  • Maximalbelastung (z. B. bei Übergewicht)

  • ggf. spezielle Modelle für besonders kleine oder große Menschen

2. Wohnumfeld & Platzverhältnisse

Gerade in Altbauwohnungen, engen Badezimmern oder Wohnungen mit viel Teppichboden kann ein Hilfsmittel schnell unpraktisch oder sogar gefährlich werden.

Beispiel:

Herr M., 78, lebt mit seiner Frau in einer kleinen Altbauwohnung. Der empfohlene Rollstuhl ist zu breit für die Türen. Stattdessen wurde ein schmaleres Modell mit schwenkbaren Armlehnen gewählt – so klappt es auch mit dem Toilettengang.

Achte auf:

  • Rollatorbreite bei schmalen Fluren und Türen

  • klappbare Modelle, wenn wenig Stellfläche vorhanden ist

  • rutschfeste Füße bei Hockern im Bad (Fliesen!)

3. Selbstständigkeit vs. Pflegebedürftigkeit

Überlege, ob das Hilfsmittel die pflegebedürftige Person unterstützt oder eher entlastend für Angehörige wirkt – oder beides.

Beispiel:

Frau R., 82, kann noch selbstständig zur Toilette gehen, ist aber unsicher beim Aufstehen. Statt eines Toilettenstuhls genügt ein einfacher Toilettenaufsatz mit Haltegriffen. Das erhält ihre Selbstständigkeit und spart Platz.

Frage dich:

  • Soll das Hilfsmittel zur Selbsthilfe befähigen – oder dient es primär der Pflegeerleichterung?

  • Ist das Hilfsmittel allein nutzbar oder nur mit Hilfe?

4. Akzeptanz der betroffenen Person

Das beste Hilfsmittel nützt nichts, wenn die pflegebedürftige Person es nicht nutzen will – aus Scham, Angst oder Ablehnung. Oft hilft es, die Betroffenen in die Auswahl einzubeziehen und ihnen das Hilfsmittel in Ruhe zu erklären.

Beispiel:

Herr S., 80, lehnt Inkontinenzprodukte ab – er fühlt sich entmündigt. Nach einem Gespräch mit seiner Tochter und dem Test verschiedener Varianten akzeptiert er schließlich diskrete Einlagen für Männer – die „sehen aus wie normale Unterwäsche“ und geben ihm Sicherheit.

Achte auf:

  • unauffälliges Design

  • geräuscharme Materialien (besonders bei Inkontinenzprodukten)

  • Möglichkeiten zum „Testen“ (viele Anbieter senden Muster)

5. Reinigung & Wartung

Ein Hilfsmittel, das im Alltag zum Einsatz kommt, muss auch einfach zu reinigen sein. Gerade bei Pflegehilfsmitteln im Bad oder bei Inkontinenzmaterial ist Hygiene essenziell.

Beispiel:

Die Tochter von Frau T. nutzt täglich einen Duschstuhl. Ein Modell mit weichen Sitzflächen aus Stoff war schwer zu reinigen. Nach dem Umstieg auf eine glatte Kunststoffoberfläche mit Ablaufbohrung wird die Reinigung einfacher – und das Bad riecht wieder frisch.

Achte auf:

  • glatte, desinfizierbare Oberflächen

  • waschbare Bezüge bei Lagerungshilfen

  • herstellerseitige Reinigungshinweise

6. Bedienbarkeit und Einstellungsmöglichkeiten

Pflegehilfsmittel sollten intuitiv und einfach zu bedienen sein – auch für ältere Menschen oder Angehörige ohne Vorerfahrung.

Beispiel:

Ein elektrisches Pflegebett mit Fernbedienung wird nur dann als Erleichterung empfunden, wenn die Bedienung klar verständlich ist. Wenn Knöpfe zu klein, Symbole unklar oder zu viele Funktionen vorhanden sind, entsteht Frust statt Hilfe.

Achte auf:

  • gut sichtbare und große Tasten

  • einfache Mechanik bei Rollatoren (z. B. Bremsen)

  • möglichst werkzeuglose Verstellung (z. B. bei Duschhockern)

7. Beratung & Anpassung durch Fachkräfte

Wenn du dir unsicher bist, helfen Sanitätshäuser oder Pflegeberater*innen bei der Auswahl und Anpassung. Viele bieten auch Hausbesuche an – so kann vor Ort geprüft werden, welches Hilfsmittel wirklich passt.

Tipp: Vor allem bei technischen Hilfsmitteln wie Rollstühlen, Liftern oder Pflegebetten lohnt sich eine Fachberatung – manchmal sogar mehrfach, wenn sich der Zustand der pflegebedürftigen Person verändert.

5. Hilfsmittel vergleichen – ohne stundenlange Recherche

Pflegehilfsmittel sollen den Alltag erleichtern – doch die Auswahl an Produkten ist riesig, und die Unterschiede sind manchmal nur auf den zweiten Blick erkennbar. Was für die eine Person perfekt ist, kann für eine andere völlig unbrauchbar sein. Deshalb ist ein strukturierter Vergleich besonders wichtig, bevor du dich für ein Produkt entscheidest.

Damit du nicht stundenlang Anbieter durchforsten musst, zeigen wir dir hier, worauf du beim Vergleich achten solltest – und welche typischen Unterschiede es bei den gängigsten Pflegehilfsmitteln gibt.

Worauf sollte man beim Vergleich achten?

Beim Vergleich von Pflegehilfsmitteln sind nicht nur Preis und Optik entscheidend. Viel wichtiger sind:

  • Praxistauglichkeit im Alltag

  • Qualität und Verarbeitung

  • Pflegeaufwand und Hygiene

  • Anpassbarkeit an den individuellen Bedarf

  • Kompatibilität mit der Wohnsituation

  • Zulassung im Hilfsmittelverzeichnis der Krankenkassen

  • Lieferung & Service bei Anbietern (z. B. Aufbau, Einweisung, Rücknahme)

Vergleich 1: Pflegebett – Standard vs. Komfortmodell

1. Verstellbarkeit

  • Standardmodell: Elektrisch höhenverstellbar, Kopf- und Fußteil separat

  • Komfortmodell: Zusätzlich Zentralverstellung, optional 4-Motoren-System

2. Seitengitter

  • Standardmodell: Meist zweiteilig, einfach zu bedienen

  • Komfortmodell: Gepolstert, absenkbar, z. T. mit Aufstehhilfe

3. Matratze

  • Standardmodell: Einfache Schaummatratze, leichte Antidekubitusfunktion

  • Komfortmodell: Hochwertige Wechseldruckmatratze mit Dekubitusprophylaxe

4. Design

  • Standardmodell: Funktional, oft klinisch wirkend

  • Komfortmodell: Wohnliche Holzoptik, kaum als Pflegebett erkennbar

5. Kosten

  • Standardmodell: Leihweise kostenfrei über Pflegekasse

  • Komfortmodell: Meist mit Zuzahlung oder über Zusatzangebot

Vergleich 2: Rollator – Standardmodell vs. Leichtgewicht

1. Gewicht

  • Standard: 8–10 kg

  • Leichtgewicht: 5–7 kg

2. Rahmenmaterial

  • Standard: Stahl

  • Leichtgewicht: Aluminium oder Carbon

3. Einsatzbereich

  • Standard: Innen und außen, aber schwerer zu manövrieren

  • Leichtgewicht: Besonders geeignet für Wohnung und unterwegs

4. Ausstattung

  • Standard: Korb, Sitzfläche, Tablett

  • Leichtgewicht: Netzkorb, ergonomische Griffe, einfacher klappbar

5. Kosten

  • Standard: In der Regel komplett übernommen

  • Leichtgewicht: Eventuell Zuzahlung bei höherwertigen Modellen

Vergleich 3: Inkontinenzversorgung – Vorlage vs. Pants vs. Windelhose

1. Geeignet für

  • Vorlage: Leichte bis mittlere Inkontinenz

  • Pants: Mobile Personen mit mittlerer Inkontinenz

  • Windelhose: Bettlägerige Personen mit starker Inkontinenz

2. Anwendung

  • Vorlage: Mit Fixierhose oder Unterwäsche

  • Pants: Wie Unterwäsche an- und ausziehbar

  • Windelhose: Klettverschluss, Wechsel im Liegen möglich

3. Diskretion

  • Vorlage: Unauffällig

  • Pants: Besonders diskret

  • Windelhose: Weniger unauffällig, voluminöser

4. Wechselbarkeit

  • Vorlage: Nur durch Teilentkleidung

  • Pants: Selbstständig im Stehen möglich

  • Windelhose: Pflegeleicht, Wechsel im Bett möglich

5. Kosten

  • Alle: Abhängig vom Kassenvertrag, höherwertige Modelle mit Zuzahlung

Vergleich 4: Duschhocker vs. Duschstuhl mit Lehne

1. Platzbedarf

  • Hocker: Ideal für kleine Duschen

  • Stuhl: Mehr Raum erforderlich

2. Stabilität

  • Hocker: Ausreichend bei guter Rumpfstabilität

  • Stuhl: Mehr Halt bei Gleichgewichtsstörungen

3. Komfort

  • Hocker: Schlicht, oft ohne Lehne

  • Stuhl: Rücken- und Armlehnen, ergonomischer

4. Selbstständige Nutzung

  • Hocker: Für Menschen mit Kontrolle über Körpermitte

  • Stuhl: Bei Schwäche sicherer und angenehmer

5. Kostenübernahme

  • Hocker: Meist komplett übernommen

  • Stuhl: Ggf. Zuzahlung bei Komfortmodellen

Bald noch einfacher: Vergleichsportal auf MyCarePath

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  • Produkte gezielt nach Pflegegrad, Wohnsituation oder Pflegesituation filtern

  • Bewertungen & Erfahrungen anderer Angehöriger lesen

  • Zuzahlungsfrei vs. Komfortmodell direkt erkennen

  • Anbieter vergleichen (inkl. Service, Lieferung, Rückgabe)

Fazit: Pflegehilfsmittel als Schlüssel zu mehr Lebensqualität

Pflegehilfsmittel sind weit mehr als nur praktische Gegenstände – sie sind echte Alltagshelfer, die Pflegebedürftigen mehr Selbstständigkeit ermöglichen und pflegende Angehörige entlasten können. Ob Pflegebett, Rollator oder Inkontinenzmaterial: Das richtige Hilfsmittel zur richtigen Zeit kann den Unterschied machen zwischen Überforderung und einem gut strukturierten Pflegealltag.

Wichtig ist dabei:

  • den individuellen Bedarf zu erkennen,

  • sich gut zu informieren,

  • und Hilfsmittel bewusst auszuwählen – angepasst an Mensch und Wohnumfeld.

Die gute Nachricht: Viele dieser Hilfsmittel werden von der Pflegekasse übernommen – und lassen sich mit ein wenig Vorbereitung unkompliziert beantragen. Wer gezielt vergleicht und sich beraten lässt, kann sowohl Kosten sparen als auch Lebensqualität gewinnen.

Zusammenfassung: Das Wichtigste auf einen Blick

Pflegehilfsmittel erleichtern Pflege, geben Sicherheit und fördern Selbstständigkeit
Es gibt technische Hilfsmittel (z. B. Pflegebett) und Verbrauchshilfen (z. B. Handschuhe, Desinfektion)
Die Beantragung läuft meist über Pflegekasse oder Krankenkasse – oft mit ärztlicher Verordnung
Der Vergleich verschiedener Modelle lohnt sich: Alltagstauglichkeit, Platz, Komfort und Reinigungsaufwand sind entscheidend
Mit dem Pflegegrad 1–5 hast du Anspruch auf ein monatliches Pflegehilfsmittelpaket im Wert von bis zu 40 €
Bald findest du auf dieser Webseite ein Vergleichsportal, das dich bei der Auswahl unterstützt – einfach, klar und alltagsnah

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